Ende 1998 wurde die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin mit Sitz in Einsiedeln gegründet und zu Beginn des Jahres 1999 ein Nutzungsvertrag mit der ETH Zürich abgeschlossen. Damit konnten die idealen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit der Stiftung geschaffen werden. Als selbständige, kleine und dynamische Institution, die durch die feste Verbindung zur ETH Zürich in die Hochschullandschaft eingebunden war, wurde die Bibliothek Werner Oechslin zu einem Kompetenzschwerpunkt und zu einem Zentrum wissenschaftlicher Forschung. Nach der Emeritierung des Stiftungsgründers Werner Oechslin hatten sich die Interessen und Verhältnisse an der ETH verändert. Die Stiftung wurde ins Ressort der ETH-Bibliothek gestellt. Danach folgte 2021 die Kündigung des Vertrages durch die ETH.
Ersatzweise folgte 2022 ein dreijähriger Interimsvertrag zwischen der Stiftung, der ETH Zürich und dem Kanton Schwyz, dessen Ziel eine nachhaltige Lösung und langfristige finanzielle Sicherung der Stiftung und ihrer Tätigkeiten sein sollte. Nach Ablehnung der vom Schwyzer Regierungsrat vorgesehenen substanziellen Unterstützung durch den Schwyzer Kantonsrat im Juni 2024 zogen die ETH Zürich und auch andere Partner wie der Bezirksrat Einsiedeln ihre geplanten Zuwendungen zurück. Damit wurde auch eine mögliche Unterstützung durch den Bund verunmöglicht. Ab 1.1.2025 erhält die Stiftung somit keinerlei finanzielle Unterstützung durch die Öffentlichkeit.
Bis auf weiteres werden ihre Tätigkeiten – auch die Veranstaltungen und das Stipendiatsprogramm Tablinum (in Zusammenarbeit mit dem CISA, Vicenza) – mit reduzierten Arbeitspensen und Öffnungszeiten weitergeführt. Gleichzeitig wird nach einer Lösung gesucht, die den Erhalt der einmaligen Bibliothek in der Schweiz oder im Ausland ermöglicht und die weitere wissenschaftliche Nutzung garantiert.
Im Rahmen ihrer Schwerpunktsetzung und gestützt durch internationale Anerkennung ihrer Leistungen verfolgt die Stiftung Bibliothek Werner Oechslin weiterhin ihre wissenschaftlichen und kulturellen Zielsetzungen. Die Bibliothek versteht sich als lebendiger Ort des geistigen Austausches. Junge und erfahrene Vertreter verschiedener Wissens- und Kulturzweige treffen hier aufeinander, Wissenschaftler aus den unterschiedlichsten kulturellen Regionen und Sprachgebieten pflegen das fachliche Gespräch.
Die Stiftung möchte einen bedeutenden Beitrag zur Kultur und Wissenschaft, insbesondere zur Architektur, und damit auch zur Situierung der Geisteswissenschaften leisten. Sie richtet dabei das besondere Augenmerk auf eine gezielte Talentförderung. Die wissenschaftlichen Aktivitäten der Stiftung Bibliothek Werner Oechslin werden durch einen Beirat begleitet, der sich aus renommierten Kennern der Architektur- und Kunstgeschichte zusammensetzt.
Auf die aussergewöhnliche Qualität der Bibliothek Werner Oechslin ist von vielen Seiten hingewiesen worden. Die Initiative, diese Quellensammlung einer wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu erhalten, erregte in aller Welt Aufsehen und veranlasste viele prominente Wissenschaftler zu positiven Reaktionen. Die Zukunft ist gefährdet und bleibt offen.